Zusammenfassung
Die für die deutsche Psychologie wohl wichtigste Geistesbewegung ist die Phänomenologie, die Lehre der Erscheinungen. Wir sind uns unserer Sinneserfahrungen und Gedanken bewusst, aber wie dies geschieht, wird im 19. Jahrhundert auf dem europäischen Kontinent – vielleicht gefördert durch die Übung in Naturbetrachtung und dem Versuch, objektive Beobachtungen anzustellen – allmählich in ganz neuem Lichte gesehen. Descartes hatte noch angenommen, dass Bewusstsein als zentrale Instanz alles Denken und Erleben begleitet, wenn nicht ermöglicht, und hatte darin kein Problem gesehen. Wenn man aber das Bewusstsein – sei es eines Sinneseindrucks, sei es des „cogito“ – auch wieder als Erscheinung auffasst, dann tun sich eine Reihe von Problemen auf: Müssen wir die Descartes’sche Trennung von Erscheinung und deren innerer Beobachtung durch unser Bewusstsein etwa infrage stellen? Handelt es sich beim Wahrnehmen immer gleichzeitig um zwei Prozesse: den Prozess des Wahrnehmens und dessen Beobachtung? Ist Bewusstsein also ein dualer Prozess? Einige Phänomenologen, zum Beispiel der Psychologe Franz Brentano, waren dieser Ansicht, aber andere wie Husserl (1859–1938) und Sartre (1905–1980) folgten ihm nicht unbedingt. Die große gemeinsame Einsicht der Phänomenologie war nun, dass wir hier nur weiterkommen, wenn wir bei den Erscheinungen anfangen und zunächst einmal genau erkunden, wie diese beschaffen sind. Anhand einiger sieht man, wie unterschiedlich und vielfältig Erscheinungen sein können. Alle folgenden Sätze beschreiben Erscheinungen:
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Hecht, H., Desnizza, W. (2012). Phänomenologie und Gestaltpsychologie. In: Psychologie als empirische Wissenschaft. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2947-6_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2947-6_9
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