Zusammenfassung
Der schriftgetreue Kreationismus wird durch die in ▸ Kap. 3 zusammengestellten Evidenzen für die evolutionäre Abstammungsgeschichte widerlegt, denn sowohl die Kreationshypothese als auch die Altersangaben der Bibel sind damit unvereinbar. Aber häufiger als extreme Varianten findet man, zumindest in unseren geistigen Breitengraden, gemäßigt-liberale oder deistische Varianten des Kreationismus, welche die heiligen Schriften metaphorisch anstatt wörtlich auslegen (▸ Abschnitt 1.2, Abb. 1.2). Liberale Kreationisten behaupten lediglich im Sinne des Designarguments, dass die Geordnetheit der Natur und das Wunder des Lebens auf irgendeine Art eines das menschliche Maß übersteigenden Schöpfergottes schließen lassen, ohne festzulegen, wann und wie Gott die Welt geschaffen habe, was auch damit verträglich ist, dass Gott die evolutionären Prozesse so ablaufen ließ, wie dies die Naturwissenschaften lehren. Der entscheidende naturalistische Irrtum besteht dem liberalen Kreationismus zufolge nur darin, nicht anzuerkennen, dass die evolutionären Prozesse niemals so wundersam hätten ablaufen können, wie sie es taten, ohne dass Gott dabei seine lenkende Hand im Spiel hatte. Dieser gemäßigte und wissenschaftsoffene Kreationismus (den es auch schon zu Darwins Zeiten und davor gab) steht fast gar nicht in Konflikt mit den Evidenzen des vorhergehenden Kapitels. Er gerät jedoch in Konflikt mit einer anderen Gruppe von Evidenzen, die wir in dem vorliegenden Kapitel zusammenstellen und die statt mit der „wunderbaren Perfektion“ mit Suboptimalitäten und Dysfunktionalitäten der Evolution zu tun haben.
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Schurz, G. (2011). Was man liberalen Kreationisten und Teleologen entgegenhält: Evidenzen gegen das Designargument und Auflösung von Denkschwierigkeiten. In: Evolution in Natur und Kultur. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2666-6_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2666-6_4
Publisher Name: Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
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Online ISBN: 978-3-8274-2666-6
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