Zusammenfassung
Darwins Theorie der Abstammung mit Variation war schnell akzeptiert, doch seine Theorie der natürlichen Selektion wurde zunächst massiv bezweifelt. Beispielsweise wurde eingewandt, das Postulat natürlicher Selektion sei reine Spekulation oder eine bloße Metapher (Mayr 1982, 520–525). Insbesondere erschien es unvorstellbar, wie viele minimale (und geeignet selektierte) Variationen gänzlich neue Arten erzeugen könnten. Das hauptsächliche Gegenargument besagte (z. B. bei Bateson 1894, 15 ff; vgl. Weber 1998, 26), dass rudimentäre Vorformen neuer Organe, z. B. sehr kleine Flügelchen eines mutierten Dinosauriers, für die Fitness völlig wertlos seien und daher niemals hätten herausselektiert werden können. Eine gezielte „Makromutation“ sei hier erforderlich, und dasselbe gelte etwa für andere Makrotransformationen wie z. B. die Entstehung von vierfüßigen Landtieren aus Fischen. Hier lag ein Erklärungsnotstand der Darwin’schen Theorie vor, auf den sich zahlreiche Alternativtheorien zum Darwinismus beriefen. Mayr (1982, 525 ff) nennt drei hauptsächliche Gruppen von Alternativtheorien, die zu Darwins Zeiten und danach diskutiert wurden:
-
1.)
Saltationistische Theorien, denen zufolge die Evolution immer wieder Sprünge macht. Weitverbreitet waren die Lehren von Bateson (z.B. 1894) und de Vries (z.B. 1901), die zwei Arten von Variationen unterschieden: Mikrovariationen verschieben die Speziesgrenzen und sorgen für die Elimination von dysfunktionalen oder letalen Mutationen; Makrovariationen erzeugen dagegen neue Spezies. Sogar der getreue Darwin-Schüler Thomas H. Huxley wandte gegen Darwins Selektionstheorie ein, keinem Tierzüchter wäre jemals die Züchtung einer neuen Spezies gelungen (vgl. Mayr 1982, 522, 542–550; Weber 1998, Abschnitt 2.2–2.3, 136).
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© 2011 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg
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Schurz, G. (2011). The Modern Synthesis: Von Darwin bis zur biologischen Evolutionstheorie der Gegenwart. In: Evolution in Natur und Kultur. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2666-6_2
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Publisher Name: Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
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