Zusammenfassung
M. H.! Wenn ich Ihnen heute über Fortschritte in der Behandlung der Lungenkrankheiten berichten soll, muß ich voraussetzen, daß zwar auf diesem Gebiete der Therapie in den letzten Jahren viel gearbeitet wurde, daß viele ältere Therapien — die Chinintherapie der Pneumonie, die Tuberkulintherapie — neu durchdiskutiert wurden und in neuen Gestalten erschienen sind, daß ganz neue Therapien aufkamen, wie die unspezifische Therapie, Goldtherapie, Röntgentherapie, chirurgische Behandlung der Tuberkulose, antianaphylaktische, chirurgische, Röntgen-behandlung des Asthmas etc., daß aber keine dieser Therapien einen so durchschlagenden Erfolg hatte, daß sie als Therapie der Wahl bezeichnet werden könnte. Wir können uns dem Eindruck nicht verschließen, daß wir über die Pathogenese der Lungenkrankheiten nicht ausreichend informiert sind, daß wir zwar über anatomische Verhältnisse in der kranken Lunge wohl gut unterrichtet sind, daß aber unsere Kenntnis über verschiedentliche Funktionen der Lunge und speziell der Lunge zum Organismus als Ganzem nicht hinreichend informiert sind. Ich will sofort an einem Beispiel verständlich machen, was mir hier vorschwebt. Die Diplokokkenpneumonie gilt als eine Lungenkrankheit. Schließlich ist sie es auch. Aber bei fast allen Pneumonien kreisen die Diplokokken im Blut, bei den meisten besteht ein Milztumor, bei vielen kann es zu Metastasen im Endocard, in den Meningen, im Peritoneum kommen. Niemand wird den Typhus abdominalis als eine reine Darmerkrankung, etwa Darmentzündung oder Darminfiltration auffassen. Und mit demselben Recht oder Unrecht bezeichnen wir die Pneumonie als eine Lungenentziindung. Was von der Pneumonie gilt, gilt noch vielmehr von der Lungentuberkulose. Auch hier finden wir neben dem Lungenprozeß einen Milztumor, wir finden Tuberkelbazillen in Milz und Leber, wir finden Metastasen allerorts, und wenn die Tuberkulose chirurgisch behandelt wird, so hat der Innere Mediziner trotz aller nicht zu leugnenden Erfolge der chirurgischen Lungentherapie doch die Empfindung, daß wohl hier ein Krankheitsherd, ja vielleicht der wichtigste ausheilen kann — ob aber auch die Erkrankung ? Es kommt uns Inneren Medizinern daher die oft aufgeworfene Frage in den Sinn, ob man unbedenklich einen Fungus entfernen darf, da man hier ein Gewebe mit Abwehrreaktion entfernt und nach solchen Operationen Lungentuberkulose häufig schlechter werden sah. Gilt dies mutatis mutandis trotz gewiß nicht zu leugnender Operationserfolge nicht auch von anderen tuberkulösen Lokalisationen, z. B. der Lungentuberkulose?
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Saxl, P. (1926). Therapie der Lungenkrankheiten. In: Fortschritte und Probleme in der Therapie Innerer Krankheiten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9953-4_11
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