Zusammenfassung
Seitdem Westphal den Begriff der akuten Paranoia in die psychiatrische Systematik einführte, ist der Streit um die Anerkennung derselben als selbständiger Krankheit nicht verstummt. Gemäß der immer weiteren Fassung des Paranoiabegriffes überhaupt galt sie den meisten der älteren Psychiater als eine Wiederholung der chronischen Paranoia in abgekürzter Form. Auch nachdem die akuten Verwirrtheitszustände von ihr abgezweigt waren, blieb die akute Paranoia doch noch, wenn auch an Umfang wesentlich eingeschränkt, bestehen, wobei sie von einem Teile der Autoren, so Schüle, allerdings als die Umwandlung einer ursprünglich affektiven Psychose in eine paranoische betrachtet wurde. Allmählich mehrten sich die Stimmen, die in der akuten Paranoia keine Krankheit an sich, sondern nur Äußerungen anderer psychotischer Prozesse sahen; so rechneten Schultze und vor allem Specht sie zum manisch-depressiven Irresein, andere sahen in ihr gemäß dem Délire d’emblée Magnans den Ausdruck einer degenerativen Anlage, den Ausfluß einer gewissen geistigen und Gemütsschwäche (Jastrowitz). Koeppen, der die Frage eingehend behandelte, nahm ebenfalls das Bestehen einer akuten Paranoia als erwiesen an, fand dieselbe aber am allerhäufigsten als Zustandsbild auf einer pathologisch veränderten konstitutionellen Grundlage, so der Imbezillität, degenerativer Konstitutionen, der Hysterie, Epilepsie, auch der Paralyse und des Senilismus.
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Krueger, H. (1917). Differentialdiagnose. In: Die Paranoia. Monographien Aus Dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 13. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9918-3_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9918-3_9
Publisher Name: Springer, Vienna
Print ISBN: 978-3-7091-9671-7
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