Zusammenfassung
Die hier geschilderten Tatsachen genügen wohl, um auch schlummernde Gewissen, matte Herzen aufzurütteln. Hier darf die läßliche Redensart, so sei es immer gewesen und werde wohl auch immer bleiben, keinen Platz finden. Wir müssen vielmehr die Einsicht wecken, daß es so nicht sein müßte; dann wird sich wohl bald auch die Meinung durchsetzen, daß es so nicht bleiben dürfe. Das Gewissen unserer Eltern muß wachgerufen werden, wir müssen sie fragen: Ziehet ihr eure Kinder dazu auf, sorgt ihr euch dazu viele Jahre, oft in durchwachten Nächten, um ihr körperliches und seelisches Gedeihen, damit sie, kaum den Kinderschuhen entwachsen, sich und ihre Würde führerlos verlieren, ihren Körper ungewarnt und schutzlos schweren Gefahren aussetzen, um dann selbst Gefahr zu werden für jeden Kreis, in den sie treten? Ihr tut so, wie ein Edelsteinschleifer, der sich viele Tage bemüht hat, dem Steine die richtige Form, den rechten Schliff und Glanz zu verleihen, und ihn dann achtlos in den Schmutz gleiten und in ihm liegen läßt. Unsere Eltern tun solches Tag für Tag.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Friedjung, J.K. (1926). Gewissens- und Erziehungsfragen. In: Die geschlechtliche Aufklärung im Erziehungswerke. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9909-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9909-1_3
Publisher Name: Springer, Vienna
Print ISBN: 978-3-7091-9662-5
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