Übertragung der Gonorrhoe auf das Kind

Zusammenfassung

Bei der Übertragung des Trippereiters von der Mutter auf das Kind erkrankt fast ausschließlich die Bindehaut des neugeborenen Kindes unter dem Bilde der seit dem Altertum bekannten Ophthalmoblennorrhoea neonatorum. Die Infektion kann bereits vor der Geburt intrauterin erfolgen, wenn bei sehr langdauernden Geburten durch wiederholte Untersuchung Keime in den Uterus und dadurch in den Bindehautsack der Frucht verschleppt werden. Bei dieser Art der Infektion treten die Krankheitserscheinungen noch vor Ablauf der zweitägigen Inkubationszeit unmittelbar nach der Geburt auf oder sind bei der Geburt schon vorhanden. Meist hat in diesen Fällen ein vorzeitiger Blasensprung stattgefunden. Nach demselben wird wahrscheinlich das Fruchtwasser infiziert, das noch in der Gebärmutter durch die Lidspalten in die Augen eindringt (Haußmann). Diese seltene, intrauterin erworbene Conjunctivitis gonorrhoica verläuft fast stets besonders bösartig. Zuweilen wurde schon am eben geborenen Kind ein Ulcus corneae gefunden (v. Reu B). Nach vorzeitigem Blasensprung wurde auch beim Kaiserschnittkind Ophthalmoblennorrhoe beobachtet (Neumann).