Bewerbung um die Lehrkanzel in Wien

Zusammenfassung

Der natürliche Gegensatz zwischen der alten und der jungen Generation war durch Rokitansky und Skoda gerade unter den Ärzten besonders verschärft. Von den älteren hatten viele der neuen Richtung nicht folgen können. Sie waren nicht mehr imstande, die Methoden der Perkussion und Auskultation zu erlernen und konnten sich überhaupt in der anatomisch-klinischen Denkweise nicht zurecht finden. Mit der Ausbreitung der neuen Lehre, mit ihrem Bekanntwerden unter den Laien, sahen sie den sicheren Boden unter sich einbrechen, Praxis und Existenz geschädigt. Dieser Vorgang spielte sich in jener Zeit in Europa überall ab, wohin die jungen Ärzte mit den neu errungenen Kenntnissen kamen. Überall bestand unter den Ärzten der alten Schule die gleiche Abneigung gegen Perkussion und Auskultation, Temperaturmessung und Augenspiegel. „In der Literatur haben diese Ansichten natürlich schwächeren Ausdruck gefunden, weil die alten Herren doch zu vorsichtig und weltgewandt waren“, erzählt Helmholtz von Deutschland. In Wien war man nicht so vorsichtig. Der Professor der Augenheilkunde Anton Rosas veröffentlichte 1842 in den „Medizinischen Jahrbüchern“ einen langen Aufsatz „Über die Quellen des heutigen ärztlichen Mißbehagens“, „worin sich hinter dem angeblichen und als Ursache beschuldigten Verfalle der Wissenschaft der geheime Ärger über Praxisfallimente und Abnahme der Kundschaft nur schlecht verbarg“, (Quitzmann 1850.)