Zusammenfassung
Geschlechtlichkeit beruht auf einer Spannung besonderer Art, auf einem Drang nicht zu der Welt im allgemeinen, sondern auf dem Drang zum Individuum der gleichen Art. Aber auch diese Spannung ist doppelter Art. Nach M. Hartmann 2) gehört zur Geschlechtlichkeit die Reduktionsteilung, die Verminderung des Chromosomenbestandes auf die Hälfte. Das Abstoßen eines Zuviel aus dem Kern. Offenbar muß das biologische System zunächst verkleinert werden, um die nötige Spannkraft der Aneignung zu gewinnen. Warum freilich neben der zur Reduktion der Kemmasse führenden Teilung (der Reduktionsteilung) noch eine zweite stattfindet, die Äquationsteilung, welche nicht zu einer Reduktion führt, läßt sich derzeit nicht vermuten. Es ist naheliegend, daß die Äquationsteilung, welche bei den männlichen Zellen zu einer so weit gehenden Verminderung der Plasmamenge führt, während sie die Plasmamenge des Eies vergrößert, den Charakter der Aktivität oder Passivität der Geschlechtlichkeit festlegt. Nun dürfen wir überhaupt nicht erwarten, daß unsere allgemein psychologischen Erwägungen das Verständnis der Morphologie und Physiologie im einzelnen ermöglichen werden. Vorläufig kann es sich nur darum handeln, auf wesentliche Gemeinschaftlichkeiten hinzuweisen, welche uns ahnen lassen, daß auch das morphologische Detail einmal unter den Gesichtswinkel der Psychologie verstanden werden könne.
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Schilder, P. (1928). Geschlechtlichkeit. In: Gedanken zur Naturphilosophie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9848-3_30
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