Zusammenfassung
Zu diesem Zweck müssen wir abermals auf den sinnesphysiologischen Versuch eingehen, so wie er sich im Prinzip immer darbietet, und ihn logisch zu analysieren versuchen. Bei dem sinnesphysiologischen Versuch nimmt die Versuchsperson mehrere Male unmittelbare monotone Inhalte wahr und versucht die in gewisser Beziehung gleichartigen Inhalte aus der Versuchsserie auszusondern. Der Versuchsleiter ist bestrebt, die Versuchsbedingungen im Verlauf des Experimentes so zu gestalten, daß die Versuchsperson möglichst oft derartige, in gewisser Beziehung übereinstimmende Inhalte erlebt. Um die Sprache der Logistik anzuwenden, liegt uns hier also eine Serie oder Folge von Elementen vor [s. Carnap (2, 3)], und aus dieser Folge müssen die zueinander in einer Gleichheitsbeziehung oder -relation stehenden Elemente (von der Versuchsperson) zu einer Gruppe vereinigt werden, welche in der Logistik als Gleichheitskreis oder Abstraktionsklasse bezeichnet wird. Wenn man die Termen der Sinnesphysiologie benutzt, so nimmt die Versuchsperson bei dem Versuch gleiche Inhalte wahr und bildet daraus einen Inhaltsgleichheitskreis oder eineInhaltsabstraktionsklasse. Bezeichnen wir die Gleichheitsbeziehung oder -relation mit E, so wird der auf Grund dieser Beziehung aus einer bestimmten Folge von Elementen gebildete Gleichheitskreis oder Abstraktionsklasse ε in der Logistik durch den Ausdruck ε = Df Aeq ’ E wiedergegeben, worin Df das Definitionszeichen darstellt und das Zeichen Aeq’ die auf Grund der Gleichheitsrelation (E) bezeichnete (Gleichheits-) Klasse angibt (Aeq von dem Worte Äquivalenz). Es ist zu beachten, daß das hier auftretende Element von ganz beliebiger Natur sein kann, desgleichen auch die Serie, zu der die Elemente gehören. Bei dem sinnesphysiologischen Versuch bestehen die Elemente aus den unmittelbaren, „monotonen“ Inhalten der einzelnen Versuche, und die Serie wird von der Folge sämtlicher Versuche der Versuchsreihe gebildet; aber vom logischen Standpunkt aus betrachtet, ist dies nur ein Fall von den aus zahllosen verschiedenen Elementserien zu bildenden Abstraktionsklassen. Logisch stellt also eine Empfindungsoder Inhaltsabstraktionsklasse nur einen Fall dieser Klassen dar, sieht man die Sache aber vom psychologischen Standpunkt aus an, so glaube ich, daß wir hier den Grundtypus für das Vorgehen bei jeder exakten Behandlung, also auch der logischen Behandlung vor uns haben. Hierauf kommen wir jedoch erst später zurück, nachdem wir die Sache logisch vollständiger behandelt haben.
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Renqvist-Reenpää, Y. (1936). Die Inhaltsabstraktionsklassen oder -gleichheitskreise, die „Empfindungen“. In: Allgemeine Sinnesphysiologie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9843-8_3
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