Zusammenfassung
Das Delirium tremens tritt nie nach einmaliger, noch so hochgradiger Alkoholvergiftung auf, sondern nur auf dem Boden lange fortgesetzten Alkoholmißbrauches. In den Vorläuferstadien zeigen sich daher zunächst in körperlicher Hinsicht die meisten jener Erscheinungen, welche bei chronischen Trinkern überhaupt wahrgenommen werden können. Dazu gehören beispielsweise die charakteristischen morgendlichen Übelkeiten, Brechreiz und Erbrechen, welche Symptome sofort wie abgeschnitten sind, sobald der erste Tropfen Alkohol dem Körper zugeführt worden ist; sie stellen eine echte Abstinenzerscheinung dar, treten daher tagsüber, das heißt während welcher Zeit eben der Trinker mehr oder minder kontinuierlich unter Alkoholwirkung steht, kaum oder gar nicht hervor, in gesetzmäßiger Weise aber beim Erwachen. Ähnlich verhält es sich mit dem Zittern. Der alkoholische Tremor, der die Lippen- und Zungenmuskulatur und ebenso die Finger betrifft, ist ein feinwelliger, schnellschlägiger; auch ist er am stärksten in den Morgenstunden ausgeprägt, das heißt so lange der Kranke nüchtern ist, und er schwindet gänzlich oder zum größten Teile mit der neuerlichen Alkoholzufuhr. Es lassen sich ferner häufig verschiedene Grade neuritischer Erscheinungen beobachten, namentlich an den unteren Gliedmaßen. Besonders die Nervi peronaei und die Wadenmuskulatur sind stark druckempfindlich, daselbst bestehen auch Parästhesien und spontane Schmerzen; recht typisch ist eine Überempfindlichkeit gegen Schmerzreize bei Abstumpfung der taktilen Sensibilität. Häufige, schmerzhafte Wadenkrämpfe gehören gleichfalls zu den häufiger vorkommenden Beschwerden.
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Pilcz, A. (1928). Alkoholische Geistesstörungen. In: Die Anfangsstadien der Wichtigsten Geisteskrankheiten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9840-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9840-7_8
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