Zusammenfassung
In zwei glänzend geschriebenen Abhandlungen Wiesers „Die französische Revolution“ und „Die Revolutionen der Gegenwart“ (Deutsche Rundschau, März und April 1920) werden wichtige Beiträge zur Soziologie der Revolutionen geleistet. Ich möchte der erstgenannten Abhandlung den Vorzug geben. Hier wird in einer meisterhaften Auseinandersetzung mit der Darstellung Taines gezeigt, daß die Entstehung und der Verlauf der Revolution in erster Linie durch das Aufkommen einer neuen Kraft und des Bewußtseins davon bestimmt wurde, einer Kraft, die zunächst ungemeistert dahinstürmte, aber zum Schlusse ihr Gesetz fand. Die großen Männer der Revolution, wie Danton und Robespierre erscheinen nur als fast willenlose Werkzeuge der Bewegung, welche zunächst den alten Bau des französischen Staates mit den herrschenden Mächten des Königtums, des Adels und der Kirche niederreißen mußte, um Raum für einen völligen Neubau zu gewinnen. Das Schlußergebnis sei ein freieres Verhältnis zwischen Führer und Masse gewesen; das Volk habe das Recht erlangt, sich in kurzen Zeitabschnitten immer wieder seine Führer zu wählen. Während die französische Revolution einem vulkanischen Erdbeben verglichen werden kann, ähnle die Revolution der Gegenwart einem tektonischen Erdbeben. Hier ist die Erschütterung dadurch hervorgerufen worden, daß eine alte tragende Kraft aufhörte zu tragen, während in der französischen Revolution eine neue Kraft hervorbrach: der Zusammenbruch nach dem Kriege erfolgte in Deutschland und Osterreich aus Schwache.
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Menzel, A. (1927). Zur Theorie der Revolution. In: Friedrich Wieser als Soziologe. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9831-5_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9831-5_11
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