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Physiologische Theorie der Hypnose

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Lehrbuch der Hypnose

Zusammenfassung

Von einem besonderen Interesse erscheint zunächst die Frage nach der Hypnose bei den Tieren. Es ist bekannt, daß eine Reihe von Tieren in Zustände versetzt werden können, welche wenigstens in vielen äußeren Punkten der Hypnose des Menschen entsprechen. Solche Zustände kann man etwa beim Flußkrebs erzielen, sie können aber auch bei Säugetieren hervorgerufen werden. Das Mittel, durch welches Tiere in den Zustand der Hypnose gebracht werden können, ist das, daß sie in unbequemen Lagen festgehalten werden. Man hat die Hypnose der Tiere (PREYER) auf Schreck zurückgeführt und hat von einer Schreckstarre oder Kataplexie gesprochen. FOREL wendet dagegen nicht mit Unrecht ein, daß gerade die zahmsten Tiere am leichtesten in Hypnose gebracht werden können. Er ist geneigt, von echter Suggestion zu sprechen. Zweifellos ist ein psychischer Faktor in den Tierhypnosen gegeben. Nun hat VERWORN darauf verwiesen, daß es tonische Lagereflexe seien, welche durch das Festhalten des Tieres in ungewohnten und unbequemen Lagen ausgelöst würden. Er schließt allerdings mit Unrecht daraus, daß die Tierhypnose deshalb nichts Psychologisches an sich habe, die Tierhypnose kann recht gut einesteils auf tonischen Lagereflexen beruhen, kann aber änderesteils psychologisch fundiert sein. Psychologisch und Physisch sind keineswegs Gegensätze, und mit BLEULER müssen wir immer wieder betonen, daß wir zu sagen haben: „Physisch und psychisch und nicht physisch oder psychisch.“ Es ist beachtenswert, daß nach MANGOLD, der die hierhergehörige Literatur zusammenstellt, Hypnosen auch bei großhirnlosen Vögeln und Säugetieren Zustandekommen. Ja, SPIEGEL und GOLDBLOM haben vor kurzem zeigen können, daß die Erscheinungen der Hypnose bei Säugetieren Zustandekommen, wenn nur das Zentrum der Stellreflexe, der rote Kern, erhalten geblieben ist. Das heißt mit anderen Worten, solange das Tier überhaupt zu Lageveränderungen fähig ist, kann es durch jene Prozeduren, welche die tierische Hypnose hervorrufen, dazu gebracht werden, diese Lageveränderung nicht durchzuführen. Nun müssen wir auch schon mit Bezug auf die experimentellen Ergebnisse an Tieren den allgemeinen Gesichtspunkt unterstreichen, daß die Abtragung eines Hirnteils unter Umständen Funktionen in primitiveren. Hirnteilen wieder lebendig werden läßt, welche bei der normalen Funktion nicht oder nicht im gleichen Ausmaß verwertet werden. Wenn also nach Abtragung eines bestimmten Hirnteils eine Funktion keine Veränderung erfährt, so beweisen derartige Versuche nicht, daß der abgetragene Hirnteil für die Funktion bedeutungslos sei. Aber immerhin ist es bemerkenswert, daß die Hypnose der Tiere darauf hindeutet, daß sich vieles von dem, was wir der Hypnose sonst zuschreiben, in primitiven motorischen Zentren abspielt.

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  1. Das Wesen der Hypnose,-Seele und Leben.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1926 Julius Springer in Berlin

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Schilder, P., Kauders, O. (1926). Physiologische Theorie der Hypnose. In: Lehrbuch der Hypnose. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9805-6_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9805-6_10

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