Das Jeffersonsche Forschungsprogramm

Zusammenfassung

Das ehrgeizige Projekt des Wiener Kreises, eine Internationale En-zyklopädie der Einheitswissenschaft zu verfassen, auf das bereits in Kapitel 1 eingegangen wurde, ist eine Erinnerung daran, wie viel die moderne Wissenschaft dem Programm der enthusiastischen Enzyklopädisten der Aufklärung verdankte. Jedoch die Unzuläng-lichkeit bloßer Sammelleidenschaft, sozusagen von selbst zu guter Wissenschaft zu führen, wurde von Einstein ausgezeichnet erfaßt, in seiner Bemerkung, in der er Ernst Machs begrenztes Ziel als „ein blosses ,Ordnen’ empirischen Materials“¹ interpretierte, das in dieser Form nichts anderes als eine Enzyklopädie der wissenschaftlichen Phänomene hervorbringe - eine Aktivität, die eine Reminiszenz an die Standardkarikatur der babylonischen Wissenschaft ist, ein bloßes Ansammeln von Zahlen, ohne sie in ein Netzwerk von Theorien zu integrieren. Im Gegensatz dazu werden die beiden Hauptwurzeln der modernen Wissenschaft, die in das siebzehnte Jahrhundert zurückreichen, üblicherweise und ohne große Verzer-rungen als „Grundlagen-Wissenschaft“, die mit Newton, und als „angewandte Wissenschaft“, die mit Francis Bacon identifiziert wird, bezeichnet. Es gibt jedoch noch einen dritten Stil in der wissenschaftlichen Praxis, einen Stil, der selten explizit erkannt wird, der aber gerade heute mehr Aufmerksamkeit als je zuvor verdient. Der passende Name für diesen Stil könnte „das Jeffersonsche For-schungsprogramm“ sein. Der Grund für die Wahl dieses Namens und seine Eignung werden klarer, wenn wir Jeffersons Tätigkeit in der Wissenschaft näher betrachten.