Psychotherapie mit psychotischen Patienten in der Analytischen Psychologie

Zusammenfassung

C. G. Jung hatte den Psychoanalytikern Jungscher Richtung ein zwiespältiges Erbe hinterlassen: Zum einen hat er viele Verstehensmöglichkeiten archaisch unbewußten Erlebens erarbeitet und damit schon früh die Hinwendung des analytischen Interesses zur Behandlung psychotischer Patienten gefördert, andererseits haben seine therapeutische Skepsis und seine Kompromißneigung mit der biologischen Psychiatrie keinen therapeutischen Enthusiasmus aufkommen lassen. Die gegenwärtige Analytischen Psychologie hat inzwischen viele neue analytische Erkenntnisse unterschiedlicher Provenienz integriert, insbesondere die Entwicklungspsychologie und den Beziehungsmodus der projektiven Identifikation, welcher dem Jungschen allegorischen Modell von Übertragung und Gegenübertragung zu neuem Glanz verhilft. Dadurch erhalten die nonverbalen interaktioneilen Vorgänge zwischen Patient und Therapeut ein besonderes Gewicht. Uber das „Vas-Container“-Modell läßt sich die zentrale Bedeutung der Gegenübertragung ableiten. Daneben bietet auch das Konzept von Nähe und Distanz und das Wissen um den fehlenden „Zwischenraum“ psychotischer Patienten eine wertvolle Orientierungshilfe für die Interventionen des Therapeuten, von denen vor allem der Deutungszugang beschrieben wird.