Zusammenfassung
Die Beobachtung ganz unterschiedlicher Ereignisse, Situationen, Einstellungen und Bewertungen in Zusammenhang mit abweichendem menschlichen Verhalten macht an der Eingangstüre zur Psychiatrie oft einer Sichtweise Platz, die interaktionell-kommunikative Gesichtspunkte psychischer Erkrankung zugunsten eindimensionaler, linear-kausal angelegter ätiologischer Konzepte vernachlässigt. Der oft notwendigen und hilfreichen Komplexitätsreduktion in der stationären Psychiatrie werden systemische Denk- und Handlungsmodelle gegenübergestellt, die funktionale Zusammenhänge zwischen interaktionellen, affektiven und kognitiven Mustern und dem Auftauchen psychotischer Symptome in Beziehungssystemen betonen und therapeutisch zu nützen versuchen. Es wird die schrittweise praktische Umsetzung und Integration der aus den theoretischen Modellen der Systemtheorie abgeleiteten therapeutischen Schritte, Handlungsweisen und Möglichkeiten auf einer sozialpsychiatrischen Station beschrieben, die den Patienten und seine Angehörigen auf dem Weg von der Aufnahme bis zur Entlassung begleitet. Anhand von Beispielen wird gezeigt, welche Entwicklungsmöglichkeiten sich für Patienten, Angehörige und professionelle Helfer eröffnen; die verschiedenartigen Angebote wie Orientierungsgespräche, Familiengespräche, der Umgang mit „alltäglichen“ psychiatrischen Situationen werden am Beispiel psychotischen Verhaltens dargestellt. Das Streben nach gleichrangigem Nebeneinander und wertschätzender Akzeptanz vorhandener unterschiedlicher Krankheits- und Therapiekonzepte wird als eine der Voraussetzungen für die Bewältigung und Weiterentwicklung der therapeutischen Aufgaben unter stationären Bedingungen herausgestrichen.
„Die leichteste Erklärung ist das Wort depressiv, diese Erklärung deckt alles ab, oder zu, dann noch ein paar Medikamente, und es paßt. Vielleicht ist es ein Teil Krankheit, manisch-depressiv, und ein Teil die Alltagsprobleme, mit denen ich mich auseinandersetzen müßte.“
(Ein 31jähriger Patient in der ambulanten Sprechstunde.)
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Moser, C., Bartl, R.M. (1996). Die Integration systemtherapeutischer Strategien in die stationäre Psychiatrie am Beispiel psychotischen Verhaltens. In: Hutterer-Krisch, R. (eds) Psychotherapie mit psychotischen Menschen. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9471-3_35
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