Neurobiologische Vulnerabilitätsmarker für psychiatrische Erkrankungen

Zusammenfassung

Das Vulnerabilitätskonzept oder auch Vulnerabilitäts-Stress-Konzept als Erklärungsansatz affektiver und schizophrener Psychosen stützt sich in seinem Kern (siehe hierzu unter anderem die Beiträge von Mundt und Klosterkötter in diesem Band) auf die Annahme, daß eine psychotische Dekompensation auf einer besonderen, prinzipiell vererbbaren „Verletzlichkeit“, d. h. Vulnerabilität beruht, die vor allem dann zum Tragen kommt, wenn sich im Leben des Betroffenen zusätzlich ihn belastende Lebensereignisse im Sinne der „Life Event-Forschung“ einstellen. Dieses Verständnis führt notwendigerweise zu der Frage, inwieweit diese „Verletzlichkeit“ oder Vulnerabilität neurobiologisch näher charakterisiert werden kann. Ein hierfür geeignetes Forschungsparadigma besteht darin, gesunde Probanden, die ein höheres genetisches Risiko für die spätere Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung besitzen, daraufhin zu untersuchen, ob sich bei ihnen — sozusagen prämorbid — bereits Auffälligkeiten finden, die sonst typischerweise erst während der akuten Erkrankung selbst beobachtet werden können. Dies soll am Beispiel der Depression, dem Ausgangspunkt unserer Familienstudie, näher erläutert werden.