Zusammenfassung
Die offizielle Geschichte der europäischen Universität beginnt etwa um 1200, als sich nämlich in Bologna und Paris Professoren und Studenten zu einer sogenannten „universitas magistrorum et scholarium“ zusammenschlossen. Allerdings war es an beiden Orten schon seit längerer Zeit möglich, sich „weiterzubilden“ und, wenn man es so bezeichnen möchte, zu „studieren“. Das läßt sich eindeutig aus einem Dokument ableiten, in dem Kaiser Friedrich Barbarossa 1158 Scholaren und Professoren unter den Schutz des Reiches stellte. Die oben genannte Formierung zu einer „universitas“ war somit nur ein Schritt in Richtung Institutionalisierung, oder um es in anderen Worten zu sagen, eine Abgrenzung (in der Terminologie der Systemtheorie würde man von einer Ausdifferenzierung sprechen) gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppierungen wie den Städten, den Zünften und selbstverständlich auch der Kirche und dem Reich. Der Beginn der europäischen Universitäten war also ein Schritt der Institutionalisierung und, ich möchte betonen, weniger ein Schritt der „Intellektualisierung“. Denn die Möglichkeit, an bestimmten Orten, im Kreise Gleichgesinnter und meistens unter der geistigen Leitung eines oder einiger berühmter Männer zu studieren, gab es schon sehr viel länger. Wir wissen, daß die arabische Welt solche Orte in Salamanka, Timbuktu, Kairo, Bagdad etc. besaß. Es ist daher anzunehmen, daß die europäischen Universitäten, insbesondere jene, die im Territorium des heutigen Italien liegen, Nachahmungen dieser arabischen Tradition waren. Die Gepflogenheiten der Araber gehen allerdings ihrerseits auf antike Vorbilder zurück, wie wir sie z. B. aus der griechischen Stoa oder der Akademie Platons kennen, die erst von einem um die christliche Lehre fürchtenden Justinian geschlossen wurde.
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Schmutzer, M.E.A. (1994). Was der Fall ist. In: Ingenium und Individuum. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9366-2_2
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