Schizophrene Minussymptomatik: Ein Indikator für die familiär vermittelte Vulnerabilität zur Schizophrenie?

Zusammenfassung

Negativsymptome der Schizophrenie stellen nicht nur eine Begleitsymptomatik der Positivsymptomatik oder eine Residualsymptomatik nach abgelaufener Positivsymptomatik dar. Verschiedene Varianten von Negativsymptomatik sind in der klassischen Literatur als mögliche Vorläufer (Frühmanifestationen der Positivsymptomatik im Rahmen der Verläufe) der schizophrenen Erkrankungen beschrieben worden. Die neuere Verlaufsforschung hat belegen können, daß Negativsymptome nahezu regelmäßig der Positivsymptomatik zeitlich vorangehen, und daß die mittlere zeitliche Differenz zwischen der Erstmanifestation von negativer und positiver Symptomatik bei Schizophrenen unabhängig von Ersterkrankungsalter und Geschlecht ungefähr zwei Jahre beträgt (Häfner et al. 1992). Die Negativsymptomatik stellt also nach der gegenwärtigen Forschungslage einen fundamentalen Bestandteil der Schizophrenie dar, während Positivsymptomatik hinsichtlich des Zeitpunktes der Erstmanifestation eher sekundärer Natur ist. Diese Zuordnung von Negativ-zu Positivsymptomatik geht auf Jackson zurück (Berrios 1985) und ist daher nicht neu; die Allgemeingültigkeit dieser These wird aber erst aufgrund der neueren Verlaufsforschung weitgehend akzeptiert.