Zusammenfassung
Der Autor versucht, das komplexe Verhältnis von Schizophrenie-Konzeptionen und gesellschaftlichen Veränderungen in Form von vier Thesen darzustellen:
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These 1:
Die gegenwärtigen durchgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche führen zu einer Freisetzung aus traditionellen Rollen und kollektiven Sicherheiten und zu einer Individualisierung von Lebenslagen und Bewußtseinsformen.
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These 2:
Diese Auflösungstendenzen traditioneller Strukturen korrespondieren mit einer immer größere Verbreitung findenden Erkenntnistheorie und Wissenschaftsphilosophie, die als Konstruktivismus bezeichnet wird und die als interdisziplinärer Diskussions- und Forschungs-zusammenhang in Konkurrenz tritt zum traditionellen, an den klassischen Naturwissenschaften orientierten Modell.
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These 3:
Verschiedene Grundgedanken des Konstruktivismus erlauben eine neue, interessante Perspektive auf die Schizophrenie, so z.B. die Thesen von der informationellen, operationalen Abgeschlossenheit des Nervensystems, vom Ersatz eines Normalitäts- durch ein Funktionsmodell, von der Kontextualität und Perspektivität von Erkenntnis, von der sozialen Konstruktion psychischer Störungen und anderes mehr.
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These 4:
Mit der Auflösung der einen Wirklichkeit und Normalität ergibt sich auch die Chance einer Annäherung von „Vernunft“ und „Wahnsinn“, von „Gesundheit“ und „Schizophrenie“: Die postmoderne „Patch- work-Identität“ und die Identitätsprobleme von Schizophrenen haben eine Reihe von strukturellen Ähnlichkeiten.
Summary
Socialpsychological considerations of the relationship between schizophrenia and society. The author tries to illustrate the complex relationship between the concepts of schizophrenia and the changes in society with four theses:
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Thesis 1:
The present radical changes in society are leading to a losening of traditional roles and collective certainties and to an individualization of situations and forms of consciousness.
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Thesis 2:
These decompositions of traditional structures correspond with a more and more wide-spread epistemology and philosophy of science that is called constructivism and it is becoming a rival of the traditional model of the classical natural science.
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Thesis 3:
Different postulates of constructivism are forming a new interesting perspective on schizophrenia, for example the thesis of informational, operational seclusion of the brains system, of contextuality and perspectiveness of knowledge, of the replacement of the model of normalcy through a model of functionality, of social construction of mental disorders and others.
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Thesis 4:
With the disintegration of the one reality and normality there is the chance of approximation of „reason“ and „madness“, of „mental health“ and „schizophrenia“: The postmodern „patchwork-identity“ and the identity problems of schizophrenia have some structural similarities.
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Berger, H. (1993). Sozialpsychologische Überlegungen zum Verhältnis von Schizophrenie und Gesellschaft. In: Platz, T. (eds) Brennpunkte der Schizophrenie. Aktuelle Probleme der Schizophrenie, vol 4. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9285-6_1
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