Zusammenfassung
Die histopathologisch orientierte Schizophrenieforschung und die damit verbundene routinemäßige Untersuchung der Hirne Schizophrener wird nach dem 1. Internationalen Neuropathologenkongreß in Rom 1952 weitgehend eingestellt. Ein Grund des Meinungsstreites der Neuropathologen war die unterschiedliche Bewertung der vorwiegend mit der Nissl-Färbung erhobenen Befunde als das morphologische Korrelat schizophrener Erkrankungen; wie die als spezifisch angesehenen Schwundzellen im Thalamus und Rinde sowie die als fokale Nervenausfälle gedeuteten Lückenfelder im Neokortex. Weitere Gründe des Scheiterns der histopathologischen Schizophrenieforschung sind unserer Ansicht nach 1. die Mißachtung der von Nissl vorgegebenen Untersuchungsstrategie des Pathologen zur morphologischen Beschreibung histologischer Befunde der Psychosen: „bei jeder Psychose sich über die einzelnen Veränderungen im Zentralnervensystem gewissenhaft Rechenschaft abzulegen, die gefundenen Tatsachen unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Pathologie zu sammeln und so allmählich Bausteine zusammenzutragen zu einer pathologischen Anatomie der Geisteskrankheiten“; ein 2. Grund lag in der im deutschen Sprachraum bis 1960 vorherrschenden falschen Vorstellung vom histologischen Aufbau der Hirnstruktur, die auch Nissl mit Nachdruck unterstützte; ein weiterer 3. Grund liegt in den technischen und methodischen Schwierigkeiten der histomorphologischen Hirnuntersuchung.
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Senitz, D., Beckmann, H. (1993). Anomale neuronale Struktur im orbitofrontalen Kortex Schizophrener. In: Baumann, P. (eds) Biologische Psychiatrie der Gegenwart. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9263-4_9
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