Bewußtsein bei Tieren —

Zusammenfassung

Zunächst zur Abgrenzung meines Themas gegen die Domänen der anderen Redner im Rahmen dieser Vortragsreihe: Für mich ist der Mensch ein Superprimat; er ist nicht nur, aber auch Tier. Daher erlaube ich mir, einzelne Menschen (z.B. mich selbst) genauso in meine Betrachtungen einzuschließen, wie einzelne Hunde (z.B. den mir eng befreundeten Hund Oliver). Für mich ist der Mensch ebenso ein Untersuchungsobjekt wie besagter Hund Oliver, mit dem ich gewisse Gedanken teile und auch Aspekte der Weltanschauung, nämlich daß ich die Welt mit ähnlichen Augen sehe, mit ähnlichen Ohren höre. Mit der Nase ist es dagegen anders: Oliver hält seine Nase meist nahe am Boden und so fällt ihm manches eher auf als mir, der ich die Nase sehr viel höher trage. Ich werde aber versuchen, auf das Bewußtsein der Menschen nur so weit einzugehen, als es dem Bewußtsein „höherer Tiere“ entspricht. Die Beziehung zwischen Bewußtsein und Sprache, insbesondere bei nicht-menschlichen Primaten, berühre ich nicht.

Wolfgang Schleidt, Abteilungsleiter am Konrad Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ao. Professor für Ethologie an der Universität Wien, wurde in Wien (1927) geboren, studierte Zoologie, Botanik, Anthropologie und Medizin und promovierte 1951 in Zoologie in Wien.

Sein Interesse galt zunächst der Sinnesphysiologie und der quantitativen Verhaltensforschung, insbesondere von Kommunikationsprozessen. Die Entdeckung der Kommunikation mittels Ultraschall bei Mäusen (1948) machte ihn früh mit dem Problemkreis „arteigener Welten“ bekannt. Als Assistent von Konrad Lorenz (1950 bis 1965) nahm er aktiv an der Entwicklung der Ethologie als selbständige Wissenschaft teil. Als Leiter einer ethologischen Arbeitsgruppe und „Professor of Zoology“ an der University of Maryland (1965 bis 1985) trug er wesentlich zur Verbreitung dieser Forschungsrichtung in den USA bei. Seine besonderen Erfolge in der experimentellen und quantitativ-beschreibenden Ethologie ermutigten ihn, sich den Problemen des Bewußtseins bei Tieren nicht zu verschließen.