Das psychiatrische Krankenhaus — Erbe oder Notwendigkeit?

Zusammenfassung

Mit dem Ziel eines konstruktiven Umganges mit der Realität „Psychiatrisches Krankenhaus“ werden die charakteristischen Merkmale dieses traditionellen Typus der stationären psychiatrischen Versorgung auch unter Bezug auf die gesetzlichen Aufgabenfestschreibungen im Österreichischen Krankenanstaltengesetz skizziert. Die historische Gestalt, in der die psychiatrischen Krankenhäuser Österreichs in die Gegenwart eingetreten sind, wird beschrieben, die durch Merkmale wie Strukturmangel, Überlastung, öffentliches Desinteresse und Desinteresse der Träger, Kontraproduktivität der Dienstleistung vor allem für chronisch kranke, langfristig hospitalisierte Patienten einerseits und andererseits Erfüllung von Versorgungsaufgaben auf einem begrenzten Niveau der Dienstleistung und Erneuerungsfähigkeit gekennzeichnet wird. Im Hinblick auf die Notwendigkeit des institutionellen Typus psychiatrisches Krankenhaus wird festgestellt, daß diese Institutionen in Österreich gegenwärtig Aufgaben erfüllen, die keine anderen Institutionen erfüllen können, und daß manche Grundsätze einer modernen Psychiatrie in diesem Rahmen auch erfüllbar sind, andere jedoch nicht, vor allem die Leitmotive „Integration psychiatrischer Dienste in allgemeinmedizinische Dienste“ und bestimmte Gesichtspunkte der „Gemeindenähe“. Daraus wird unter einem theoretischen Gesichtspunkt gefolgert, daß das institutionelle Modell „Psychiatrisches Krankenhaus“ gegenwärtig als obsolet bezeichnet werden muß. Es wird abschließend auf den Stand der Realisierung dazu alternativer Modelle der stationären psychiatrischen Versorgung in Österreich hingewiesen und die diesbezügliche Entwicklung (positiv) eingeschätzt.

Summary

To encourage a constructive attitude towards the reality of the „psychiatric hospital“, the characteristic features of this traditional form of inpatient psychiatric care are outlined, also in respect of the duties stipulated in the Austrian Hospital Act. We describe the current situation of Austria’s psychiatric hospitals from a historical perspective. The status quo is characterised by structural deficits, exhausted capacities, lack of interest on part of the public and the authorities, and counter-productivity in chronic and long-term care even though the hospitals fulfil their duties and offer a limited range of services and innovations. The question whether psychiatric hospitals in their institutional form are necessary is answered from a pragmatic point of view: in Austria today, they are performing tasks which could not be performed by any other institution; furthermore, some principles of modern psychiatry can be implemented within these institutions, while others cannot, in particular, leitmotifs like the „integration of psychiatric services into general medical services” or certain aspects of „community closeness“. The theoretical conclusion is drawn that the psychiatric hospital as an institutional model is now obsolete. Finally, alternative models of inpatient psychiatric care currently implemented in Austria are presented and their future development is evaluated (positively).