Untersuchungen zum Kossel-Effekt nichtzentrosymmetrischer Kristalle

Zusammenfassung

Werden die Atome eines Kristallgitters durch fein fokussierte Röntgen- oder Elektronenstrahlen zur Emission ihrer Eigenstrahlung angeregt, so interferiert diese Strahlung an den Netzebenenscharen des umgebenden Raumgitters, sofern die Interferenzbedingung λ < 2 d _{η1 η2 η3} erfüllt ist (λ = Wellenlänge der Eigenstrahlung, d _{η1 η2 η3} = Abstand der Netzebenen mit den Millerschen Indizes η1,η2,η3). Registriert man diese Strahlung auf einem Film, so findet man auf dem durch Bremsstrahlung und nichtgebeugter Eigenstrahlung geschwärzten Film neben hellen und dunklen Linien auch Linien mit helldunkler Feinstruktur. Diese Linien werden nach ihrem Entdecker auch Kossel-Linien genannt. Sie sind die Schnittlinien des Films mit den Kreiskegeln, die jeweils senkrecht auf den reflektierenden Netzebenen stehen und einen halben Öffnungswinkel von 90°θ _B besitzen (θ _B = Braggscher Winkel). In Abb. 1 ist die Geometrie der Kossel-Kegel dargestellt.

Herrn Prof. Dr. Walter Koch zum 65. Geburtstag gewidmet und anläßlich des 7. Kolloquiums über metallkundliche Analyse mit besonderer Berücksichtigung der Elektronenstrahlmikroanalyse, Wien, 23.–25. 10. 1974 vorgetragen.