Zusammenfassung
Wenn wir die Untersuchung der wissenschaftlichen Erkenntnis mit einer Erörterung über die Frage nach Sinn und Wesen der Erkenntnis überhaupt beginnen, so bedarf dieses Vorgehen zumindest einer Begründung. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen gewöhnlich von der phänomenologischen Schichte aus und schreiten allmählich zur Deutung und Erklärung; die Frage nach dem „Sinn“ des Erforschten wird in den physikalischen Wissenschaften überhaupt nicht gestellt. In der Biologie tritt zwar die Zweckbezogenheit vieler Phänomene auf die zentrale Tatsache des „Lebens“ deutlich in Erscheinung, doch werden auch hiebei teleologische Gesichtspunkte erst nach der Beschreibung und der kausalen Deutung der Phänomene herangezogen. Erst in den Geisteswissenschaften tritt die Sinngebung und Wertung klar zutage, und zwar, wie die Badische Schule eindrucksvoll gezeigt hat, nicht nur als Erklärungsprinzip, sondern als Voraussetzung, als Auswahlprinzip. Sofern nun die Wissenschaft als menschliche Handlung, als Leistung des Menschengeistes und als ein Teil der menschlichen Kultur angesehen wird, lassen sich wertende Gesichtspunkte in der Deutung der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht ausschalten. Tatsälich werden wir sehen, daß Sinngebungen dieser Art gerade auch bei den Positiviten, die als einzige aufgabe der Wissenschaft die möglichst einfache und vollkkommene Beschreinis nach einer metaphysischen Grundlage der Erkenntnislehre offenkundig, wenn die Frage der Geltung der Erkenntnis, das Problem der Wahrheit aufgeworfen wird; aucc bei der Erörterung des Realitätsproblems und der Wirklichkeitserkenntnis sind metaphysische Voraussetzungen unentbehrlich.
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Fischer, A. (1967). Sinn und Wesen wissenschaftlicher Erkenntnis. In: Die philosophischen Grundlagen der wissenschaftlichen Erkenntnis. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7949-9_1
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