Zusammenfassung
Es gibt fast keine Enzyklika Leos XIII., in der er nicht auf die entscheidende Formung des Menschen durch jene Erziehung hinweist, die von der Familie und der Kirche ausgeht. Aber auch diese bedarf einer wirkungsvollen Ergänzung durch die Kräfte der Gemeinschaft auf jenem Sektor, der durch die öffentlichkeit gewährt wird, die Schule. Darum bildete das Schulproblem für Leo XIII. eine jener dornenvollen Angelegenheiten, die ihn zeit seines Pontifikats viel beschäftigte. Es ergibt sich schon aus dem Wesen des Gegenstandes, daß es sich hier nicht bloß um eine politische Frage handelte, zu welcher sie schon die absolutistischen Regierungen herabgewürdigt haben. Denn die Schule ist der geistige und räumliche Ort, wo auch die Erziehung und Bildung des jungen Christen vor sich geht und die Kirche auf einem ihr ursprünglichsten Tätigkeitsgebiet sich befindet. Wer sie hier behindert oder beschneidet, trifft ein Herzstück ihres Lebensbereiches. Die Jugenderziehung ist deshalb kein bloßes „Politikum“, aber auch kein bloßes Machtmittel, das dem Staat allein überantwortet werden darf. Mit dem Verzicht auf Schule und Jugenderziehung würde die Kirche einen wesentlichen Teil ihrer Existenz aufgeben.
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Literatur
Michel, Von der kirchlichen Sendung, S. 120. Dazu Heinrich Kipp, Naturrecht und moderner Staat, Nürnberg 1950, der darauf hinweist, daß „der Staat zwar das Recht hat, einen Schulzwang im Sinne von Lernzwang auszuüben, daß er aber kein Schulmonopol besitzt“, im Sinne des Naturrechts (S. 141).
Michael Pfliegler, Religion und Erziehung. Eine grundsätzliche Betrachtung, Wien 1949, S. 46/47.
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© 1952 Springer-Verlag Wien
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Lentner, L. (1952). Erziehung und Schule. In: Der Christ und der Staat. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7805-8_10
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Publisher Name: Springer, Vienna
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