Die vegetative Ataxie

Zusammenfassung

In den vorigen Kapiteln waren wir bemüht, pathologische Spannungsänderungen im einzelnen vegetativen Sektor mit ihren charakteristischen Symptomen darzustellen. Aus einem großen klinischen Beobachtungsmaterial haben wir zunächst drei Typen der häufig vorkommenden Krankheitsbilder der sympathischen Hypertonie, der sympathischen Hypotonie und der parasympathischen Hypertonie beschrieben. Die Symptomatik dieser Bilder ist bei den typischen Fällen eine sehr einheitliche und wir haben aus heuristischen Gründen die Schilderung dieser Formen an den Anfang gestellt. Da jeder Organismus das Bestreben hat, Abweichungen aus der Mittellage auszugleichen, findet man neben den typischen Symtomenbildern bei längerem Bestehen des Krankheitsgeschehens auch Symptome, die schon Ausdruck einer überschießenden Gegenregulation sind. Bei einer einmaligen Querschnittsbetrachtung scheinen solche Symptomkoppelungen das einheitliche Bild zu verwischen, was Bergmann veranlaßt hat, vor dem Begriff der Vagotonie und Sympathikotonie zu warnen und lediglich eine Registrierung der Reaktionsbereitschaft an den einzelnen Erfolgsorganen empfohlen hat. Bei der von uns immer betonten Längsschnittbetrachtung lassen sich diese zum Teil widersprechenden Symptome in einen Wechsel von krankhaften Reaktionen mit überschießenden Gegenregulationen auflösen. Bei dieser quasi historischen Betrachtungsweise läßt sich das Erbrechen nach einem schweren Migräneanfall leicht als überschießende parasympathische Gegenregulation auf den primären sympathischen Angiospasmus erklären.