Zusammenfassung
Der Maschinen-Unteroffizier eines Torpedobootes achtete darauf, daß er bei der Ausrüstung einen reichlichen Vorrat an Material aller Art mitnahm, wie Besen, Wischer, Ölkannen und Schraubenschlüssel. Ausgegeben wurden sie nur in mäßigen Quantitäten, aber die Leute wußten aus Erfahrung, daß solche Hilfsmittel auf der Reise bei Sturm über Bord gewaschen wurden, verloren gingen und bei Landungsmanövern oft brachen. Verluste zu melden erforderte unangenehme Erklärungen, und daher war es ein Ehrenpunkt, vor der Abfahrt so viel zu stehlen als möglich. Von Booten, die außer Dienst standen, wurden Sachen mitgenommen, die nicht niet- und nagelfest waren, sogar eine fehlerhafte Dampfpumpe an Bord des eigenen Schiffes wurde „ausgetauscht“ gegen eine anscheinend fehlerlose des Nachbarbootes, ohne daß offiziell irgend etwas davon gemeldet wurde. Jeder Unteroffizier versah sich, ohne offizielle Mitwissenschaft der Offiziere, mit einer stillen Reserve, aber er mußte gut achtgeben, daß andere ihm nicht das antaten, was er anderen tat. Einmal erhielten wir einen Freundschaftsbesuch des Maschinen-Unteroffiziers eines anderen Torpedobootes, und der unsrige rief laut eine Warnung an alle: „Gebt acht! Der stiehlt mit den Augen.“
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1950 Springer-Verlag Wien
About this chapter
Cite this chapter
Rosenberg, E. (1950). Ehrenstandpunkt. In: Der Werdegang eines Ingenieurs. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7758-7_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7758-7_7
Publisher Name: Springer, Vienna
Print ISBN: 978-3-211-80165-9
Online ISBN: 978-3-7091-7758-7
eBook Packages: Springer Book Archive