Staatsprüfung

Zusammenfassung

Die Klausurarbeit zu Ende des Jahres gab eine arbeitsreiche Woche. Wir mußten eine Pumpstation berechnen und konstruieren und hatten dazu einen „Motiven-Bericht“ zu schreiben. Wir arbeiteten eine Woche lang von 8 Uhr früh bis 9 Uhr am Abend, obwohl weder elektrische noch Gasbeleuchtung im Zeichensaal installiert waren, wo die Prüfungen stattfanden. Man fragt sich eigentlich vergebens, warum Prüflinge so ehrgeizig sind. Wenn alle ihre Arbeit mit Einbruch der Dunkelheit eingestellt hätten, so wäre die Prüfungsarbeit weniger umfangreich geworden, aber an der relativen Beurteilung hätte sich nichts ändern können. Unsere Demonstrationen während des Jahres hatten nichts genützt, da es ja immer lang dauert, bis von den maßgebenden Stellen die Mittel auch zu einer als notwendig erkannten Installation bewilligt werden. Einmal hatte sich jeder von den Zeichnern ein Wachskerzchen neben seinem Brett aufgestellt, als der Hofrat Hauffe eintrat; er aber fühlte sich nicht betroffen und machte nur eine freundliche Bemerkung über die Weihnachtsatmosphäre des Saales. Ein ande-res Mal kauften wir eine billige Küchenlampe, hängten sie an der Decke in der Mitte des Zeichensaales auf und versahen die Wand mit einer Inschrift in großen Lettern: „TRIUMPH DER BELEUCHTUNGSTECHNIK“. Hauffe murmelte nur etwas über den unangebrachten Scherz. Während der Prüfungswochen ließen wir es uns nicht nehmen, bis in die spä Nacht hinein zu zeichnen. Jeder brachte seine Petroleumlampe mit und stellte sie neben das Zeichenbrett und arbeitete fünf Stunden bei diesem Licht. Nach der Heimlehr gab es eine schwere Mahlzeit und der Schlaf war gestört. Mancher von uns gestand, daß er auch während der ganzen Nacht in seinen Träumen an der Pumpstation gearbeitet hatte.