Zusammenfassung
Im Sommer 1895 hatte ich meine Studien beendet und bereitete mich für die Prüfung vor, die im Dezember stattfinden sollte. Ich glaubte, meine zukünftige Laufbahn so klar vorauszusehen, daß ich ohne das leiseste Bedenken einen sehr verlockenden Vorschlag des Rektors Czuber ablehnte. Ein Großindustrieller, Baron Guttmann, hatte sich an die Hochschule um Empfehlung eines Hofmeisters gewendet, der seinen Sohn unterrichten und über die Ferien in die Alpen begleiten sollte. Zu anderer Zeit wäre mir dies als etwas Ideales erschienen, aber jetzt fürchtete ich, mit meiner Vorbereitung zur Staatsprüfung nicht fertig zu werden und den Termin zu versäumen, auch hatte ich Bedenken, daß ich in einem reichen Hause von der Arbeit abgelenkt würde. Baron Guttmann hatte geschrieben, er wäre bereit, nach Beendigung des Unterrichtes in seinem Hause dem Kandidaten eine Stellung in einem seiner Werke zu geben. Selbst diese, für einen Anfänger so verführerische Aussicht machte keinen Eindruck auf mich. Ich war der Meinung, Baron Guttmann hätte nur Stahlwerke und Kohlengruben, und dies sei für mich von keinem Interesse, da in Wien nur drei Fabriken elektrischer Maschinen existierten, von denen keine Guttmann gehörte. Czuber machte mich vergebens darauf aufmerksam, daß ein Großindustrieller auch Einfluß außerhalb seiner eigenen Werke hat. Dabei wußte ich oder hätte wissen sollen, was eine Hofmeisterstelle im Hause eines reichen, einflußreichen Mannes als erster Schritt auf einer Laufbahn bedeuten kann, denn Schüller, ein Kollege meines Bruders Wilhelm, war durch eine solche Hofmeisterstelle in eine vielversprechende Karriere gekommen.
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Rosenberg, E. (1950). Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort. In: Der Werdegang eines Ingenieurs. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7758-7_15
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