Zusammenfassung
Der Begriff der „Vererbung“ im Reiche des Organischen stammt bereits aus dem vorwissenschaftlichen Denken. So wie äußerer Besitz von den Eltern auf die Kinder durch das Erbrecht übertragen wird, so treten besondere Eigentümlichkeiten der Vorfahren bei den Nachkommen wieder auf. Der geschärfte Jägerblick des Urmenschen ließ ihn nicht nur verschiedene Tierarten unterscheiden, sondern auch individuelle Eigentümlichkeiten. Der Hirte und Ackerbauer war von Urzeiten her praktischer Züchter, indem er Individuen mit besonderen, ihm zusagenden Eigenschaften zur Fortzucht auswählte, ausgehend von der erfahrungsgemäßen Voraussetzung der Erblichkeit dieser Merkmale. Andererseits lehrte jede Naturbetrachtung, wie sehr äußere Einflüsse, Umweltbedingungen aller Art, die Eigenschaften von Tier und Pflanze zu modifizieren vermögen. Mußten nicht auch siderische Einflüsse und magische Wirkungen aller Art wirksam sein? Wir lesen in der Bibel, daß Jakob die Herden Labans sich an geringelten Weidenästen „versehen“ ließ, damit sie die ihm zugesprochenen gescheckten Jungtiere in größerer Zahl zur Welt brächten. Sind die Eigenschaften der Tiere schon im Ei festgelegt und ist die Entwicklung nur eine Ent-faltung eines schon vollkommen präformierten „Mikrokosmos“ oder bestimmen die äußeren Einflüsse während der Entwicklung die Eigenschaften der Organismen?
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Mainx, F. (1948). Einleitung. In: Einführung in die Vererbungslehre. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7717-4_1
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