Allgemeine Herzdiagnostik

Zusammenfassung

Herzschmerzen werden von Herzkranken, aber auch von Herzgesunden angegeben. Erregung, Sorge und Kummer sind auch bei gesunden Herzen oft von unangenehmen bis schmerzhaften Sensationen in der Herzgegend begleitet. Der Dichter spricht von Herzleid. Auch Freude und Liebe, jeder stärkere Affekt können zu Herzschmerzen führen. Es sind insbesondere empfindsame und nervöse Individuen, bei welchen diese Empfindungen am Herzen auch schon bei leichteren Erregungen auftreten. Herzsensationen dieser Art, also bei organgesunden Herzen, die bald als Druck am Herzen („es drückt mir das Herz ab“), bald als Gefühl des „großen schweren“ Herzens, bald als „Herzstechen“ beschrieben werden, führen den Kranken oft zum Arzt; wenn wir von der Angina pectoris absehen, sieht der Praktiker derartig rein nervöse Herzschmerzen sogar häufiger als organisch bedingte. Er wird die Sachlage leicht aufklären, wenn er eine genaue Anamnese erhebt, die Ursache der Nervosität aufdeckt, die Unabhängigkeit der Herzbeschwerden von körperlichen Leistungen, das Auftreten der Beschwerden gerade während der Ruhe, beim Erwachen oder abends beim Einschlafen, das Verschwinden durch die Ablenkung bei Arbeit, ihr Verschwinden auch in anregender Gesellschaft, im Theater usw. aufzeigt und wenn er schließlich den negativen Organbefund erhebt. Auch die Lokalisation der nervösen Herzschmerzen und die Art, wie sie geschildert werden, sind meist recht charakteristisch: nervöse Herzschmerzen werden häufig an der Herzspitze, die der Laie oft mit dem Herzen identifiziert, ferner an einem umschriebenen Punkt der Herzgegend angegeben, der Kranke weist hierbei mit der Fingerspitze auf die Stelle des Herzschmerzes; nicht selten auch zeigt er entlang einer Linie und zeichnet sie mit dem Finger nach, die knapp neben dem linken Sternalrand, parallel zu diesem, verläuft.