Die Stadt auf dem Magdalensberg — Norischer Stahl

Zusammenfassung

Einen äußerst eindrucksvollen und hinsichtlich seiner Aussagebreite sehr bedeutsamen Fund in dieser für die seinerzeitigen Verhältnisse Großstadtmerkmale aufweisenden Siedlung stellen die über 300 Wandinschriften im Verputz von Kellerräumen ehemaliger Händler dar. R. Egger [39], dem langjährigen Ausgrabungsleiter gelang es, die Reste dieser Inschriften zur Lesbarkeit zu ergänzen und zu zeigen, daß hier Aufzeichnungen über laufende und in Verhandlung stehende oder beabsichtigte Geschäfte vorlagen, die recht genaue Angaben über die Handelspartner, den Sitz ihrer Niederlassung, über Art und Menge der Handelsgüter und sogar über die vereinbarte bzw. vorgesehene Zahlungsweise enthielten. In der Palette der gehandelten Fertig-und Halbfertigprodukte nehmen die aus metallischen Werkstoffen und unter diesen wiederum solche aus Eisen mengenmäßig eine bevorzugte Stellung ein. So werden große, in Einzelfällen die Tonnengrenze überschreitende Mengen von eisernen Ringen, Haken, Beilen und „Ambossen“ genannt [39]. Bei diesen Teilen deren in den Inschriften aufscheinende Bezeichnung mit „Amboß“ übersetzt wurde, handelt es sich wahrscheinlich um Halbzeug, möglicherweise auch in Form schlanker, vierseitiger Doppelpyramiden wie sie schon im Zusammenhang mit den Eisenimporten zur Hallstattzeit im heutigen Polen beschrieben wurden. Die Ausführung des Halbfertigprodukts Eisen oder Stahl in Gestalt solcher Doppelstachel ist für die ganze Latène-Periode typisch, war aber auch noch nach Beginn unserer Zeitrechnung in den römischen Provinzen üblich [25, 40, 41].