Zusammenfassung
Die Begründer des autogenen Trainings (Schultz 1932) und der gestuften Aktivhypnose (Kretschmer 1959) legten bei der Entwicklung ihrer psychotherapeutischen Verfahren Wert auf eine empirische Fundierung. Beide Verfahren leiten sich von der klassischen Hypnose ab, stellen jedoch Autosuggestionen und die Eigenaktivität der Patienten in den Vordergrund. Beim autogenen Training konzentrieren sich die Übenden passiv auf die autonom einsetzenden mit Entspannung einhergehenden physiologischen Vorgänge, ohne ein bestimmtes Ziel erreichen zu wollen. Die ersten beiden Grundübungen des autogenen Trainings beinhalten die Wahrnehmung von Schwere und Wärme in den Armen und im Verlauf des Trainings auch in den Beinen. Das physiologische Korrelat der Schwere ist die Hypotonie der Extremitätenmuskulatur, das Korrelat der Wärme der durch Umverteilung der Blufflusses, Öffnung von AV-Anastomosen und Dilatation der peripheren Gefäße bedingte Anstieg der Hautdurchblutung und damit der Hauttemperatur. In eigenen Untersuchungen gelang es zunächst bei Gesunden (Mann und Stetter 1982) und später in einer kontrollierten Untersuchung bei stationär behandelten „vegetativ dystonen“ Patienten (Stetter 1985) nachzuweisen, daß die während einer 5-minütigen Übung im autogenen Training meßbaren Anstiege der Wärmestrahlung der Haut des Mittelfingers signifikant über den Temperaturanstiegen lagen, die von in Entspannungsverfahren ungeübten Patienten erreicht wurden, die als Kontrollen während ruhigem Sitzen untersucht wurden.
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Stetter, F. (1996). Physiologische Grundlagen und klinische Wirksamkeit hypnosuggestiver Therapieverfahren. In: Möller, HJ., Müller-Spahn, F., Kurtz, G. (eds) Aktuelle Perspektiven der Biologischen Psychiatrie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-6889-9_189
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