Nimmt die Schizophrenie zu?

Zusammenfassung

Die Diskussion um die Zunahme der Inzidenz schizophrener Erkrankungen wird fortlaufend geführt. In den letzten Jahren wurde aber aufgrund zunehmender Angleichung diagnostischer Prozeduren über relativ konstante Inzidenzraten in unterschiedlichen Studien mit transkultureller Orientierung berichtet. Aus den Prämissen eines Vulnerabilitätskonzeptes schizophrener Erkrankungen erwarteten wir aufgrund der strukturellen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den fünf jungen Bundesländern in Deutschland eine Zunahme der stationären Inzidenz, wobei diese auch mit einer Zunahme stationärer Behandlungsprävalenz verbunden sein müßte. Als einen möglichen Zugang zur tatsächlichen Inzidenz und Prävalenz nutzten wir stationäre Erst- und Wiederaufnahmedaten.

In der vorliegenden Studie wurden nun die stationären Erst- und Wiederaufnahmeraten an Schizophrenien in einem definierten Einzugsgebiet einer Universitätsnervenklinik erfaßt. In beiden Gruppen wurden bedeutsame medizinische, psychiatrische und soziale Parameter zur Bestimmung der exakten Aufnahme- und Wiederaufnahmeverhältnisse erhoben. Die Analysen umfaßten die Erstaufnahmen der Jahre 1975, 1985, 1986 und 1991 und die Wiederaufnahmen der Jahre 1985 und 1991. Zur Ergänzung wurden bei den Erstaufnahmen auch einige vorläufige Ergebnisse des Jahres 1990 dargestellt.

Insgesamt zeigten die Ergebnisse eine tendenzielle Zunahme der Inzidenzraten in den untersuchten Populationen, verbunden mit homologen Verhalten der stationären Behandlungsprävalenz. Diese Ergebnisse können jedoch aufgrund methodischer Probleme nicht als eine gesicherte Erhöhung von Inzidenz und Prävalenz gewertet werden. Die Daten bedürfen der unbedingten überprüfung mittels methodisch exakt geplanter Feldstudien. In den weiteren Vergleichen von Parametern der Aufnahme- und Wiederaufnahmegruppen mit Literaturangaben fanden sich Ergebnisse überraschender Konstanz, jedoch auch erheblicher Veränderungen.