Psychometrische Untersuchung der psychopathologischen Auffälligkeiten HIV-Infizierter

Zusammenfassung

Psychiatrische Auffälligkeiten HIV-Infizierter sind neben den internistischen bzw. immunologischen Aspekten zunehmend Gegenstand klinischer Forschung. Für Verlauf und Therapie der HIV-Infektion sind nicht nur hi-morganische Faktoren, wie der zerebrale Befall durch das HI-Virus selber oder durch eine der zahlreichen opportunistischen Infektionen und Erkrankungen von Bedeutung, sondern auch eine Vielzahl an psychischen und sozialen Faktoren (Erfurth und Naber, 1988; Faulstich, 1987). Unsicherheit über die Konsequenzen der Diagnose HIV-Infektion oder AIDS, die langfristige Belastung einer lebensbedrohlichen Krankheit, gesellschaftliche Diskriminierung und soziale Deprivation, sind einige Beispiele, die zu reaktiven Störungen führen können (Chuang et al., 1989; Holland und Tross, 1985; Kaschka und Negele-Anetsberger, 1988). Die aus sozialen, psychischen und somatischen resultierenden, entsprechend vielfältigen psychopathologischen Syndrome wurden zunächst durch Kasuistiken (Carrieri et al., 1990; Kermani et al., 1985; Nürnberg et al., 1984), gefolgt von mehreren Studien (Blaney et al., 1990; Catalan et al., 1989; Cazullo et al., 1990; Naber et al., 1989), dokumentiert. Bisher besteht jedoch keine umfassende Untersuchung, die alle Stadien der HIV-Infektion einschließt und beide Hauptbetroffenengruppen berücksichtigt. Limitierende Faktoren sind oft zu geringe Fallzahlen sowie eine begrenzte Auswahl einzelner Gesichtspunkte des breiten Spektrums an möglichen psychopathologischen Auffälligkeiten.