Zusammenfassung
Wie in den meisten Ländern Europas steht auch das österreichische Gesundheitswesen vor einschneidenden strukturellen Veränderungen. Die Krankenhäuser werden stärker dezentralisiert und sind gefordert, neue Leitungsstrukturen aufzubauen. Veränderungen des Krankheitspanoramas, des Lebensalters und der Haushaltsgröße machen neue Einrichtungen der medizinischen und pflegerischen Versorgung zur Betreuung von chronisch kranken und pflegebedürftigen Menschen notwendig. Parallel dazu gilt es, die Bereiche der Prävention und Gesundheitsförderung auszubauen, wobei in den letzten Jahren bereits eine Reihe von innovativen Projekten in Gemeinden, Schulen, Betrieben und den Krankenhäusern selbst realisiert werden konnte, die auch international beispielgebend sind (Forster, 1989; Pelikan, 1993; Grossmann, 1996a). In deutlichem Gegensatz zur Vielfalt und Professionalität dieser Einzelaktivitäten steht jedoch der geringe Institutionalisierungsgrad der Gesundheitsförderung und der Gesundheitssystemsteuerung in unserem Land. In der Zweiten Republik konnte das österreichische Gesundheitswesen nicht mehr an seine starke Public-Health-Tradition zu Beginn des Jahrhunderts anschließen. Statt dessen wurde ein individuenzentriertes, auf Transferzahlungen ausgerichtetes System der sozialen Sicherung im Krankheitsfall etabliert — ein System, das Kosten und Verantwortung für Gesundheit von der gefährdenden physischen und sozialen Umwelt im wesentlichen auf die Sozialversicherungen und damit letztlich auf die Steuerzahler abwälzt (Grossmann, 1996a). Insbesondere die mangelnde wissenschaftliche Verankerung und Professionalisierung von Public Health wird angesichts der neuen Herausforderungen des Gesundheitssystems deutlich sichtbar. Es fehlt eine kompakte, gesundheitswissenschaftlich fundierte und praxisbezogene Ausbildung für jene Fachkräfte, die mit der Entwicklung des Krankenversorgungssystems, mit Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsplanung befaßt sind.
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Heimerl, K., Payer, H., Grossmann, R. (1999). Für eine umfassende Public-Health-Ausbildung in Österreich. In: Polak, G. (eds) Das Handbuch Public Health. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-6398-6_36
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