Zusammenfassung
In der circa 100-jährigen Geschichte der Forschung über SIDS wurden immer wieder einzelne Ursachen als Grund für das tödliche Ereignis beschrieben (Althoff 1980, Wilske 1984, Valdes-Dapena 1995). Keine dieser monofaktoriellen Betrachtungsweisen (z.B. Infekte, Rachitis, Allergien, Apnoen usw.) hat im Laufe der Zeit der praktischen Erfahrung und einer wissenschaftlichen Überprüfung Stand gehalten. Es lassen sich auch heute pathologische Befunde in sehr unterschiedlicher Häufigkeit bei Obduktionen der an SIDS gestorbenen Kinder nachweisen, ohne dass diese Befunde für sich als tödliche Ursache interpretiert werden können (Byard 1994b). Ausgedehnte mono- und multizentrische epidemiologi-sche Studien lassen eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen endogenen (im Körper des Kindes gelegenen) und exogenen (von außen einwirkenden) Faktoren erkennen (Tabelle 14.1), die jeweils für sich und in Kombination miteinander als erhöhtes Risiko gelten, ein SIDS zu triggern (Einspieler 1988b, Hunt 1995, Wigfield 1995, Irgens 1995). Unabhängig davon gibt es eine kritische, vor allem das frühe Säuglingsalter betref-fende Entwicklungsperiode mit erhöhter Instabilität und Vulnerabilität lebenswichtiger autonomer Regulationen im Schlaf (Atmung, Kreislauf, Wärmeregulation u.a.) (Milerad 1995; Haidmayer 1982b, 1988). Die in den vorhergehenden Kapiteln beschriebenen Risikofaktoren -, insbeson-dere Bauchlage und Überwärmung im Schlaf, obstruktive Apnoen, Infekte der oberen Luftwege, Nikotineinfluss u.a. -sind potentielle Trigger und Wegbereiter zur Destabilisierung vulnerabler Regulationssysteme.
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Kurz, R. (2000). SIDS — ein multifaktorielles Geschehen?. In: Kurz, R., Kenner, T., Poets, C. (eds) Der plötzliche Säuglingstod. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-6322-1_14
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