Peroxyde als Katalysatoren

Zusammenfassung

Zahlreiche Reaktionen organischer Verbindungen werden durch organische Peroxyde beeinflußt. Es wird sich in Zukunft noch bei einer viel größeren Zahl von chemischen Vorgängen erweisen, daß organische Peroxyde als Katalysatoren eine Rolle spielen. Die Forschung befindet sich hier zweifellos erst in den Anfängen. Hinzu kommen noch die Fälle, bei denen die Gesamtreaktion über eine peroxydische Zwischenstufe verläuft oder bei denen Peroxyde die Endstufen der Reaktion darstellen. Sie werden hier weniger berücksichtigt werden, sondern sollen Gegenst eines eren Abschnitts dieses Hbuches sein. Hier sollen die Reaktionen in den Vordergrund gestellt werden, die durch geringe Mengen von Peroxyden in ihrer Geschwindigkeit und Richtung beeinflußt werden, bei denen also die Peroxyde die Rolle von Katalysatoren spielen. Allerdings muß hier von vornherein festgestellt werden, daß der Begriff „Katalysator“ im strengen Sinne für organische Peroxyde nicht gelten kann, denn sie können zwar in geringsten Mengen Reaktionen in Gang bringen, sie können — in Spuren zugesetzt — den Ablauf einer Reaktion völlig verändern, aber sie gehen aus der Reaktion im Gegensatz zu echten Katalysatoren nicht wieder unverändert hervor. Infolge ihrer hohen Reaktionsfähigkeit greifen sie an irgendeiner Stelle des Reaktionsmechanismus entscheidend ein, erleiden dabei aber selbst eine Veränderung. Lediglich hierin besteht ihre „katalytische“ Wirkung. Peroxyde können unter Umständen während der Reaktion immer wieder neu entstehen, z. B. durch Einwirkung von Luftsauerstoff, und dadurch bis zum Ende des Prozesses wirksam sein, ohne daß sie deshalb zu echten Katalysatoren werden, denn das ursprünglich zugesetzte Peroxyd existiert dann nicht mehr; es hat sich neuer Katalysator in der Reaktion selbst gebildet. Peroxyde können wohl Reaktionsbeschleuniger sein, Katalysatoren in klassischem Sinne wie die Oberflächenkatalysatoren oder die Enzyme sind sie aber nicht. Sie können auch mit echten Katalysatoren zusammenwirken und stellen dann eine Art Mischkatalysator dar; aber auch hier werden sie im Laufe der Reaktion verbraucht. Trotzdem kann eine Spur von Peroxyd oft die Veranlassung zur Umsetzung einer sehr großen Zahl von eren Molekülen bilden, und selbst eine kleine Menge an zugefügtem Peroxyd kann auch am Ende der Reaktion noch zum großen Teil unzersetzt vorhen sein. In diesen Fällen müssen immer Kettenreaktionen vorliegen, die durch eine kleine Zahl von Peroxydmolekülen zuni Start gebracht werden. Peroxyde vermögen also infolge ihrer hohen Reaktionsenergie ere Moleküle, insbesondere Kohlenstoffverbindungen, zu aktivieren, so daß Kettenreaktionen eingeleitet werden. Es wird deshalb vorgeschlagen, die Peroxyde besser als Aktivatoren zu bezeichnen, sofern sie chemische Prozesse einleiten oder beschleunigen.