Zusammenfassung
Es gibt kaum ein Kapitel in der gesamten Gynäkologie, das so voller Probleme und Fragwürdigkeiten wäre wie das der Sterilität. Die Schwierigkeiten beginnen schon bei der Definition dessen, was man als „Sterilität“ bezeichnen soll. Es ist heute allgemein üblich, dann von Sterilität zu sprechen, wenn nach einer zweijährigen Ehe keine Schwängerung zustande gekommen ist. Diese Begrenzung ist lediglich eine Kompromißlösung, um den praktischen Bedürfnissen zu genügen. Einmal will man den Zeitpunkt für eine Behandlung nicht zu weit hinausschieben, da erfahrungsgemäß die Heilungsaussichten um so schlechter werden, je länger die Sterilität andauert. Anderseits ist nach einer erst 2 Jahre währenden Ehe zwar die Wahrscheinlichkeit für eine Schwängerung vermindert — diese Wahrscheinlichkeit soll nach 2 Ehejahren auf 12%, nach 3 Jahren auf 6% abgesunken sein —, aber keineswegs aufgehoben. Es ist beschrieben, daß sogar erst zur silbernen Hochzeit das erste Kind kam. Damit sind wir jedoch bei einer weiteren Schwierigkeit, nämlich der Beurteilung der Behandlungserfolge, falls man zumindest den Versuch machen will, ein post hoc und ein propter hoc auseinanderzuhalten. Kommt es nach einer Behandlung oder gar nur nach einer Untersuchung, die mit einem diagnostischen Eingriff verknüpft war, zu einer Schwangerschaft, so wird dies ohne weiteres dem Arzt als dankenswertes Verdienst zugerechnet.
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Kahr, H., Müller, H.A. (1956). Die Sterilität. In: Konservative Therapie der Frauenkrankheiten. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5694-0_10
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