Zusammenfassung
Die das ganze Weltmeer umfassende Erscheinung der Gezeiten, charakterisiert durch ein periodisches Steigen und Fallen des Wasserspiegels, durch den regelmäßig vor sich gehenden Wechsel von Ebbe und Flut, ist eines der großartigsten Phänomene unseres Erdballs. Es ist die einzige Erscheinung, die mit voller Sicherheit auf die Einwirkung kosmischer Kräfte zurückzuführen ist. An sich ist die Ebbe und Flut an einer freien Küste des Ozeans eine relativ einfache Erscheinung, die dort, wo sie kräftig auftritt, schon frühzeitig den Schiffahrt treibenden Menschen auffallen mußte. Zu einem der schwierigsten Probleme der Geophysik wird sie erst, wenn man versucht, in das ganze System der Gezeitenerscheinungen, insbesondere was ihre geographische Verbreitung betrifft, einzudringen. Die Beeinflussung der Ebbe und Flut durch die außerordentlich komplizierte Land- und Meerverteilung verwickelt, wenn auch dies völlig gesetzmäßig vor sich geht, das Phänomen derart, daß man bis heute noch von keiner in jedem Punkte befriedigenden Lösung desselben sprechen kann. Die klassischen Arbeiten der hervorragendsten Gelehrten, von Newton und Daniel Bernoulli angefangen, bis herab zu Laplace und Georg Howard Darwin haben in erster Linie nur theoretischen Wert. Sie haben uns mit großer Vollkommenheit das Kräftesystem, auf das die Gezeiten zurückzuführen sind, kennen gelernt, sie haben die wichtigen dynamischen Grundsätze aufgestellt, die für ein Verständnis und eine Erklärung der durch die fluterzeugenden Kräfte bedingten erzwungenen Schwingungen einer abgeschlossenen Wassermasse, wie es das Weltmeer als Ganzes ist, unbedingt zu berücksichtigen sind.
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Literatur
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Defant, A. (1929). Die Gezeiten und die Gezeitenströme. In: Einführung in die Geophysik. Naturwissenschaftliche Monographien und Lehrbücher, vol 9. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5681-0_11
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