Harnwegeerkrankungen

Zusammenfassung

Escherich hat als erster auf das recht häufige Vorkommen von Zystitiden im Säuglingsalter hingewiesen. Wir können zwei verschiedene Typen unterscheiden. Entweder tritt im Verlauf irgend einer fieberhaften Krankheit eine eitrige Infektion der Harnwege hinzu, was wir bei Knaben und bei Mädchen gleich oft beobachten, so daß man wohl eine Infektion auf dem Blutweg annehmen darf; oder bis dahin ganz gesunde Säuglinge erkranken plötzlich unter hohem Fieber, und das fast ausschließliche Erkranken von Mädchen veranlaßt uns, eine von außen aufsteigende Infektion anzunehmen. Da meistens nicht nur die Blase, sondern auch das Pyelon ergriffen wird, sprechen wir heute von Pyelozystitiden oder ganz unpräjudizierlich von Pyurie. Als Erreger wurden die verschiedensten Bakterien nachgewiesen, der Erfolg der Therapie ist von der Natur der Erreger abhängig. Weitaus am häufigsten werden Kolibazillen gefunden, von denen wir wissen, daß sie nur bei saurer Reaktion gedeihen können. Es genügt daher sehr oft, den Harn stark alkalisch zu machen, also Soda zu geben, manchmal sogar nur größere Mengen von Obst, um wieder klaren Urin zu erhalten. Meistens genügt dies nicht und man kommt dann mit Salol oder mit Urotropin aus (Urotropin wirkt nur bei sauerer Reaktion des Harns). Da bei Zystitis der Harn zumeist sauer ist, ist eine besondere Verabfolgung von Säuren nicht nötig.