Zusammenfassung
Die Photographie ist für den Anthropologen ein unentbehrliches Hilfsmittel seiner Forschung. Sie ermöglicht bei naturgetreuer Wiedergabe der Objekte nicht allein die bildliche Ergänzung der durch Messungen und morphologische Analyse (34)1 gewonnenen Einzelheiten, sondern jederzeit auch eine Überprüfung, ja sogar eine nachträgliche Erweiterung der Beobachtungen im Sinne neuer Fragestellung, die sich etwa bei Verarbeitung des Materials ergeben kann, also zu einem Zeitpunkte, wo das Objekt in der Regel nicht mehr greifbar ist. In Fällen, wo im gegebenen Zeitpunkte unüberwindliche Hindernisse die eingehende Untersuchung unmöglich machen oder wertvolle und seltene Objekte dem Forscher nur flüchtig zugänglich sind — wie es sich etwa auf Forschungsreisen ergeben kann —, bietet eine bei entsprechender Schulung und Ausrüstung bald sachgemäß angefertigte Aufnahme die einzige Möglichkeit der Erfassung und nachträglichen genaueren Beobachtung des fraglichen Objekts. Dies gilt ganz besonders für jene Aufnahmen, die aus dem Gebiete der physischen in jenes der psychischen Anthropologie bzw. der Ethnologie hinüberleiten, seien es nun Aufnahmen einzelner Personen oder ganzer Gruppen, die in ihrer natürlichen alltäglichen Umgebung und Beschäftigung oder aber bei besonderen Anlässen — wie kultischen Zeremonien, Tänzen usw. — erfaßt werden, Bilder also, die einen unmittelbaren Einblick in die geistige und seelische Eigenart einzelner Völker und Rassen gewähren. Dazu sei kurz bemerkt, daß es sich selbstverständlich nicht um „gestellte“ Aufnahmen handeln darf, aus denen eher die Eigenart des Forschers als der zu Erforschenden in Erscheinung tritt. Auch auf den großen Wert sachgemäß orientierter anthropologischer Typenaufnahmen für die erst im Werden begriffene Konstitutionsforschung darf hier kurz hingewiesen werden. Schließlich hat die Rassen- und Konstitutionsmorphologie ein noch zu wenig eingeschätztes Hilfsmittel in der Röntgenphotographie, die buchstäblich eine „Vertiefung“ bzw. „Verinnerlichung“ und zugleich eine Erweiterung dieser Forschung ermöglicht.
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Hesch, M. (1930). Die Photographie in der Anthropologie. In: Abel, P., et al. Photographisches Praktikum für Mediziner und Naturwissenschaftler. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5374-1_4
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