Zusammenfassung
Erkenntnis stellt sich in sprachlicher Formulierung dar. Was damit ausgedrückt wird, sind Gedanken. Diese sind das, worauf es eigentlich ankommt62. Aber Gedanken erhalten eine präzise Gestalt erst durch ihre sprachliche Formulierung. Die Begriffsbildung hängt eng mit der Sprache zusammen, indem der Begriff durch das Wort ein objektives Korrelat erhält. Durch die Sprache werden Gedanken sinnlich wahrnehmbar. Es gibt zwar gewiß wortloses Denken63. Wenn ein Schimpanse Rohre in-einandersteckt, um dadurch eine Verlängerung zu erreichen, damit er Bananen in den Käfig holen kann, und sogar das Ende einer Latte zu-reehtbeißt, um sie in ein Rohr einstecken zu konnen64, dann setzt das voraus, daß er damit mögliehe Beziehungen zwischen Wahrnehmungs-gegebenheiten gefunden hat. Bevor er sie manuell verwirkliehen kann, muß er sie erst in seinem Bewußtsein erfaßt haben. Es „ist erwiesen, daß man die Ursprünge des Denkens in der Kombination verschiedener Erfahrungen und in der Einsicht der Beziehungen zwischen verschiede-nen Dingen zu suchen hat65“. Aber das Denken in seinen Anfängen beim Tier ist noeh durchaus an das Einzelne gebunden. Die erfaßte Beziehung ist eine konkrete, individuelle, keine abstrakte, allgemeine. Wenn man eine solche Einsicht bereits als eine Erkenntnis betrachten will, dann ist es eine Erkenntnis ohne Begriffe und ohne sprachliche Formung.
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Kraft, V. (1960). Die Sprache. In: Erkenntnislehre. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5084-9_2
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