Ueber die Entwicklung („Progression“) von Tumoren

Zusammenfassung

Ich möchte heute ein Problem der Tumorpathologie besprechen, das keineswegs neu ist, sondern bloß weniger beachtet wurde. Es handelt sich kurz um die Tatsache, daß Tumoren, wenn sie einmal entstanden und als solche erkennbar sind, noch eine ganze Reihe von Veränderungen hinsichtlich Struktur und Verhalten durchmachen können, also eine Art Entwicklung durchlaufen, für die die Bezeichnung „Progression“ vorgeschlagen wurde. Wir sind zwar bereit, ohne weiters zuzugeben, daß manchmal ein bösartiger Tumor aus einem gutartigen hervorgeht. Im großen und ganzen bleibt es aber dabei, daß mit der klinischen und pathologischen Diagnose ein Tumor eben abgestempelt ist als eine in ihren Eigenschaften so gut wie unveränderliche Krankheitseinheit. Dem steht, wie ich heute auseinandersetzen will, eine Anschauung gegenüber, die Tumoren als veränderliche Bildungen auffaßt, so daß z. B. ein Krebs das Endprodukt einer Entwicklungsreihe darstellt, innerhalb derer der Tumor sukzessive neue bleibende Eigenschaften erworben oder alte dauernd verloren hat — wohl zu unterscheiden von vorübergehenden, durch Umwelteinflüsse bedingten Veränderungen, den sogenannten Modifikationen.