Experimentelle Untersuchungen über die Hemmung des Hypophysenvorderlappens durch Steroidhormone und ihre Bedeutung für die Hormonbehandlung des inoperablen Mammakarzinoms und die prophylaktische Hormonbehandlung bei der Radikaloperation

Zusammenfassung

Die wachstumshemmende Wirkung der Steroidhormone beim Mammakarzinom beruht nicht so sehr auf einem direkten Einfluß auf das Geschwulstgewebe durch die Senkung des Vitamin B₆-Spiegels und dem anabolen Effekt der androgenen Hormone, sondern in erster Linie auf dem Ausfall des auf das Mammakarzinom proliferierend wirkenden Follikelhormons durch die Blockierung der inkretorischen Funktion des Hypophysenvorderlappens (HVL.). Als wir noch nicht über ausreichende Hormonmengen verfügten, beobachteten wir, daß nach der Unterbrechung der Hormonzufuhr oder nach dem Uebergang auf die Behandlung mit Implantaten bzw. beim Uebergang des den HVL. stark hemmenden Testosteronpropionats (Tp.) auf Methylandrostendiol meist eine rapide Verschlechterung und ein beschleunigtes Wachstum des Karzinoms eintrat. Dann aber haben wir auch gesehen, daß besonders bei jüngeren Frauen, die in den ersten Wochen ausgezeichnet auf die Hormontherapie ansprachen, nach wenigen Wochen trotz laufender Zufuhr der gleichen Menge Hormon die Wirkung aufhörte. Da Hohlweg schon 1934 eine „Desensibilisierung“ der Rattenhypophyse nach lang dauernder Oestrogenbehandlung angenommen hatte, haben wir jetzt in seinem Institut in mehreren Versuchsreihen die Reaktion der Hypophyse auf die Unterbrechung der Hormonzufuhr, die Reduktion der verabreichten Hormonmengen und die laufende Verabreichung einer gleich hohen Dosis untersucht