Ueber neue Gesichtspunkte in der Diagnostik und Therapie des Myokardinfarktes

Zusammenfassung

Die genaue topische Diagnose auch kleinster Herzmuskelinfarkte ist erst durch die Anwendung der Brust-wandableitungen des Elektrokardiogramms möglich geworden¹. Bay1ey, ein Schüler Wilsons, hat experimentell eindeutig bewiesen, daß bei Einengung eines Astes einer Koronararterie zuerst die T-Zacke über dem Versorgungsgebiet negativ wird, bei längerem Andauern der Verengung eine Deformierung des Q-R-S-Komplexes, also ein höherer Abgang des S-T-Segmentes eintritt. Entfernt man die verengende Schlinge von der Koronararterie, so treten beim Hund innerhalb kurzer Zeit wieder normale Verhältnisse auf. Wird jedoch der Blutstrom einer Koronararterie völlig unterbrochen, so wird die R-Zacke über dem Versorgungsgebiet kleiner und kleiner und fehlt schließlich ganz, sofern die Nekrose alle Muskelschichten durchsetzt hat. Der letztgenannte Vorgang ist nicht reversibel, d. h. es braucht beim Hunde Monate, beim Menschen eventuell Jahre, bis wieder über dem Infarktgebiet eine R-Zacke abgeleitet werden kann. Über entsprechend großen Infarktgebieten wird beim Menschen im Innern des Infarktbezirkes die R-Zacke immer fehlen¹.