Zusammenfassung
Wer sich mit den heutigen Methoden der Wohnbaufinanzierung in Österreich beschäftigt, muß, um ihre Entwicklung richtig zu verstehen, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Ungefähr um die Mitte dieses Jahrhunderts setzte, wie in vielen anderen Staaten, auch in Österreich eine starke Industrialisierung ein, die zu einem sprunghaften Wachstum der Städte und überhaupt zu einer Zusammenballung größerer Menschenmassen in vielen Gemeinden führte. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, insbesondere im Wege der Errichtung von mehrgeschossigen Miethäusern, Unterkünfte für die rasch anwachsende Bevölkerung zu schaffen. „Mietraumunternehmer“ waren in der Regel Bauunternehmer und sonstige Personen privaten Rechtes. Da die Nachfrage nach Wohnungen trotz des verhältnismäßig großen Umfanges der Wohnbautätigkeit sehr stark war, waren die Mietzinse in Österreich verhältnismäßig hoch. Dies führte dazu, daß z. B. in Wien in dieser Zeit weitaus überwiegend nur Kleinst- und Kleinwohnungen, bestehend aus Künd ein bis eineinhalb Wohnräumen, gebaut wurden. Die Ertragslage dieser Wohnhäer, die, begünstigt durch die nach heutiger Auffassung unzureichenden Bauordnungsvorschriften, oft als reine Spekulationsbauten ausgefürden, war in der Regel sehr gut. Die Folge dieser Verhänisse auf dem Wohnungsmarkt war, daß sich auch größ;ere Familien wegen der hohen Mietzinse auf engstem Raum zusammendrängen mußten und daß das Untermieter- und Bettgeherwesen überhandnahm. Der Wohnungsbau wurde damals fast ausschließlich aus privaten Ersparnissen und Kapitalmarktmitteln finanziert. Die Kapitalmarktmittel waren etwa bis zur Jahrhundertwende weitgehend reines Privatgeld mit sehr hohen Zinssätzen. Eine Verringerung der Zinsen hatte sich erst nach dem stärkeren Hervortreten der Sparkassen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und seit der Gründung der Hypothekenanstalten ergeben. In Niederösterreich z. B. wurde die Hypothekenanstalt 1888 gegründet. Die Landeshypothekenanstalten befaßten sich vor dem Weltkrieg in besonderer Weise mit der Darlehensgewährung für Wohnhäuser, und zwar hauptsächlich mit der Endfinanzierung von Wohnungsneubauten. Bei den österreichischen Landeshypothekenanstalten erreichte die Wohnbaufinanzierung z. B. im Jahre 1913 schon über 50% der gesamten Belehnung.
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Putz, C. (1959). Wohnbaufinanzierung in Österreich. In: Wohnbaufinanzierung in Österreich. Schriftenreihe der Forschungsgesellschaft für den Wohnungsbau im ÖIAV, Wien, vol 15. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-4401-5_1
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