Zusammenfassung
Leichter und geläufiger, als die Atomistik durch wissenschaftliche Gründe zu widerlegen, ist es dem Philosophen von jeher gewesen, sie durch Bezeichnung derselben als einer groben, materialistischen, mechanischen, geistlosen, spieligen, willkürlichen dem ästhetischen Urteil zu verleiden; aber die Zurückwendung dieser Waffe ist nicht minder leicht. Zwar kann auf diesem Wege unstreitig überhaupt nichts entschieden werden, doch da der Gegner ihn so gern betritt, sich hier am meisten im Vorteil hält und namentlich es liebt, den außerhalb der Philosophie Stehenden einen ästhetischen Schreck vor der Atomistik einzujagen, muß es wohl erlaubt sein, ihm auch auf diesem Wege mit einigen Worten zu begegnen; es soll aber so geschehen, daß, statt uns in Allgemeinheiten zu ergehen, wir nichts tun als die Verhältnisse beider Ansichten anschaulich einander gegenüberstellen; denn die Anschauung ist ja der Boden des ästhetischen Urteils. Und ganz gleichgültig kann ein solches doch nicht gelten; denn die Schönheit ist ja der Wahrheit Schwester. Wir fragen also jetzt nicht mehr: Wie bewährt und beweist sich die Atomistik auf Unterlagen der Erfahrung dem prüfenden und sichtenden Verstande, der kombinierenden und richtenden Vernunft?, sondern einfach: Wie erscheint und gefällt sie dem gesunden Blick, wie spricht sie den Geist an, der in der Schönheit auch die Wahrheit ahnt? Aus diesem neuen Gesichtspunkte mögen die schon besprochenen Verhältnisse kurz noch einmal durchlaufen werden.
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Fechner, G.T. (1995). Ästhetischer Gesichtspunkt. Vorwurf, daß die Atomistik eine zersplitternde oder materialistische Weltanschauung mitführe oder begünstige. In: Bonk, E. (eds) Über die physikalische und philosophische Atomenlehre. Kleine Bibliothek für das 21. Jahrhundert, vol 1. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-4149-6_11
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