Zusammenfassung
Angst ist eine notwendige Emotion. Nur diejenigen Lebewesen, die ein perfektioniertes Angstsystem aufwiesen, haben in der Evolution überlebt. Charakteristisch für diese biologisch sinnvolle Angst ist, dass sich im Falle einer Gefahr blitzschnell ein Wahrnehmungs- und Reaktionsmuster entwickelt, welches alle anderen Handlungsimpulse sofort außer Kraft setzt und automatisch diejenigen Reaktionsmuster aktiviert, die geeignet sind, der Gefahr zu entkommen und sich in Sicherheit zu bringen. Bei Angriff eines gefährlichen Gegners gibt es zwei hilfreiche lebensrettende Reaktionen: Flucht oder Kampf. Cannon (1953) beschrieb das körperliche Angstmuster als „Kampf-Flucht-Reaktion“ und der Stressforscher Selye (1957) nannte sie „Bereitstellreaktion”, die einsetzt, um den Organismus prompt für eine Höchstleistung fit zu machen, d.h. Atmung und Herztätigkeit zu beschleunigen und die Durchblutung in den Muskeln zu steigern. Dies ist mit einer Reduktion der Durchblutung im Gehirn verbunden, wo sie weniger gebraucht wird. Die Reaktion muss mit zwingender Notwendigkeit erfolgen und konkurrenzlos sein, d.h. geistige Prozesse wie z.B. Nachdenken und unter verschiedenen Handlungsoptionen auszuwählen würde die Reaktionszeit auf Kosten der Überlebenschance empfindlich drosseln. Reale Gefahr plus „Kampf-Flucht-Reaktion“ bilden also das Furchtmuster, das als Aversions-Abwehrsystem einen relativ automatischen Prozess darstellt. Je größer die erlebte Gefahr ist, desto heftiger und unbeeinflussbarer läuft die Reaktion darauf ab.
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Marx, R. (2000). <F40> und <F41> Angststörungen — eine Einführung. In: Beiglböck, W., Feselmayer, S., Honemann, E. (eds) Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3768-0_9
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